Inzwischen hat sich der Münchner Schauspieler Rufus Beck den Ruf eingehandelt, die „Stimme von Harry Potter“ zu sein. Das hat einen guten Grund -- und ist auch wieder falsch. Denn in den magischen Hörbüchern zum Zauberlehrling von Joanne K. Rowling war Beck nicht nur Potter, sondern auch Lord Voldemord, Hermine, die Todesser, Narzissa Malfoy, Tom Riddle, der Premierminister und Severus Snape. Mit tausend Zungen, so schien es, vermochte Beck zu reden, und in seinen inzwischen fast schon unzähligen anderen Einspielungen von Lemony Snickets Das erstaunliches Ende über Joachim Masanneks Die wilden Fußballkerle bis hin zu René Goscinnys Der kleine Nick schien sein Repertoire an Stimmen nahezu unerschöpflich. Jetzt hat sich Beck mit Der Goldene Kompass einen mit Nicole Kidman in einer der Hauptrollen 2007 erfolgreich verfilmten Stoff vorgenommen, und alles scheint zu sein wie gehabt: Beck liest die phantastische Geschichte um das zwölfjährige, von ihrem Dæmon Pantalaimon begleitete Mädchen Lyra Belacqua, das sich in der Arktis auf die Suche nach dem Weltgrenzen überwindenden „Staub“ und ihren entführten Freund Roger Parslow macht, so brillant, dass einem beim Hören fast schon Hören und Sehen vergeht. Und doch wird der, der Beck schon länger folgt, Bekanntes entdecken. Irgendwie klingt die Naivität der entführten Kinder wie die Erzählstimme des „kleinen Nick“. Und auch das Böse, das hier das Geheimnisvolle ist (weshalb die „Stimmen“ von Lyras vermeintlichem Onkel Asriel und der zwielichtigen Mrs. Coulter bei Beck hin und wieder dasselbe Timbre haben), glaubt man von den Einspielungen Rowlings oder Snickets zu kennen. Becks Stimmenrepertoire scheint inzwischen doch an seine Grenzen zu stoßen. Egal: Wer über derlei Banalitäten hinwegzusehen vermag, wird den Goldenen Kompass rundherum genießen können. Da kann man sich auf die Lesungen von Pullmans Fortsetzungen Das magische Messer und Das Bernstein-Teleskop schon freuen.-- Thomas Köster 11 CD, 848 Minuten Quelle:
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