In Radek Knapps neuem Roman lernt der junge Pole Waldemar das Abenteuer lieben. Von dem Lügenbold und Kleinganoven Kuka in geheimer Mission nach Wien geschickt, erlebt er als Ich-Erzähler Schmuggelorgien an der Grenze, trifft auf einen Meisterdieb, der die Zeit anhalten kann, wird selbst zum unfreiwilligen Bankräuber und findet wie Nebenbei die Dame seines Herzens. Am Ende steht die Erkenntnis, in Wien am merkwürdigsten Ort der Welt gelandet zu sein: "wo sich Schwimmbäder in Nationalparks verwandeln, Spendierhosen hinter einem 'Gott vergelt's' rufen und niemand Dir eine Arbeit geben will, nur weil Du die falschen Schuhe geschenkt bekommen hast". All dies beschreibt Knapp in Herrn Kukas Empfehlungen mit eben jener Portion an Witz und Charme, welche die abstrusen Ereignisse ebenso glaubhaft wie lesenswert macht. Als der inzwischen 35-jährige Knapp 1994 mit den polnischen Dorfgeschichten Franio debütierte, erhielt er den begehrten aspekte-Literaturpreis und wurde quasi über Nacht zum Star des Feuilletons. In Franio ließ er seinen bezaubernden Titelhelden Phantasiegeschichten scheinbar aus der Zeitung ziehen, einen Stationsvorsteher mit dem Teufel um die Gunst der Volksschullehrerin buhlen und einen Schwerenöter die Apokalypse heraufbeschwören, um die Dorfschönheiten zu verführen. In Interviews versicherte der Autor damals, derart skurrile Geschichten selbst erlebt zu haben. Als Heizungsableser etwa habe er in der Badewanne einer Wiener Sozialbauwohnung schon mal ein Krokodil entdeckt. Ob das tatsächlich stimmt, ist eigentlich egal: ansonsten nämlich ist es hübsch erfunden. "So ist das Leben", heißt es einmal in Herrn Kukas Empfehlungen über eine absonderliche Wirklichkeit. So ist es wohl - zumindest in der Literatur.--Thomas Köster Quelle:
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