Fachlich ebenso schlüssig wie überzeugend legt Jeffrey D. Sachs in seiner profunden und mit einer Fülle makroökonomischer Daten unterfütterten Analyse dar, dass wir die Armut in der Welt weder aus moralischen Gründen hinnehmen dürfen, noch aus Gründen ökonomischer Ohnmacht müssen. Und auch aus purem Eigeninteresse sollten wir uns mit ihr nicht abfinden, weil sie mittel- bis langfristig unsere eigene wirtschaftliche Entwicklung untergräbt.. Detailliert beschreibt der Autor die mannigfachen, sich häufig wechselseitig verstärkenden Ursachen für den Fortbestand extremer Armut inmitten größten Wohlstands. Und er lässt es nicht bei der Zustandsanalyse bewenden, sondern zeigt auf, welche konkreten, praktischen Maßnahmen nötig und tatsächlich auch möglich sind, um diese Armut zu überraschend geringen Kosten nachhaltig zu überwinden. Auch der entwicklungsökonomischen Methodik eröffnet Sachs interessante Perspektiven. Seine "klinische Ökonomie" will der Komplexität wirtschaftlicher Systeme durch eine sorgfältige Differentialdiagnostik ähnlich wie in der Medizin Rechnung tragen. Hierfür hat Sachs eine siebenstufige Checkliste ausgearbeitet, die er jedem "klinischen Ökonomen" für die "ärztliche Voruntersuchung" eines verarmten Landes an die Hand geben möchte, weil nur auf der Grundlage einer sorgfältigen Diagnose ein für den konkreten Einzelfall angemessener Behandlungsplan erstellt werden kann. Gewiss: Entwicklungspolitik kostet Geld. Doch zeigt sich Sachs überzeugt, bereits mit der Anhebung des von den Geberländern von ihrem Bruttoinlandsprodukt bereitgestellten Anteils von derzeit 0,14 auf 0,7 Prozent bestünde "die realistische Chance, extreme Armut bis zum Jahr 2025 zu beseitigen". -- Lesenswert! -- Andreas Vierecke Quelle:
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