Hermann Schulze-Berndt gibt mit dem vorliegenden Band eine definitorische Übersicht über die Erkennungsmerkmale von Sekten, Kulten und Weltanschauungen und stellt die am weitesten verbreiteten von ihnen in knappen Porträts vor. Zu den Ursachen der Entstehung zählt er die immer unübersichtlicher werdende Welt, in der wir leben, die daraus resultierende Suche nach Orientierung, den ausgeprägten Individualismus in den westlichen Gesellschaften, aber auch den Hedonismus. Die traditionellen Religionen wie das Christentum können vielen Menschen heutzutage nicht mehr in befriedigendem Maße Geborgenheit und Antworten auf existenzielle Fragen wie der nach dem Sinn des Lebens bieten. Dies alles sind keine neuen Phänomene. Abspaltungen überkommener Religionen und neu gegründete Glaubensgemeinschaften hat es immer gegeben, und auch die Ursachen ähneln sich über die Jahrhunderte (zum Beispiel obskure römische Kulte oder die Täufer im frühneuzeitlichen Münster). Doch was genau unterscheidet die drei Gruppen Sekte, Kulte und Weltanschauungen voneinander, wo liegen möglicherweise die Gefahren für die Menschen, die ihnen anhängen? Sekten werden dabei als "religiöse und/oder weltanschauliche Gemeinschaft(en)" definiert, die sich von einer größeren Religion abspalten und einer Führerpersönlichkeit folgen. Sie sind straff organisiert, erheben Anspruch auf die Besonderheit ihrer Botschaft, die oft auf vereinfachende Schwarz-Weiß-Malerei hinausläuft, verfolgen eine rigide, manchmal brutale Disziplin (Gehirnwäsche, Gewalt, Kontrolle, Massenselbstmorde, Anschläge) und Geld (vorzugsweise der Mitglieder) spielt ein enorme Rolle. Dabei muss man jedoch bedenken, dass die großen Religionen wie das Christentum selbst bereits früh (Spätantike) von ihrer Norm abweichende Auffassungen und Gemeinschaften als Häretiker gebrandmarkt und bekämpft haben und dies bis heute tun. Fraglich ist nach diesen Kriterien auch, warum zum Beispiel das Opus Dei in der Liste der Sekten fehlt. Nichtsdestotrotz wird niemand die Gefahr einer Sekte wie Scientology verneinen. Kulte und religiöse Weltanschauungen unterscheiden sich dahingegen durch eine ausgeprägt esoterische Komponente (Okkultismus) und die Abschottung von der Gesellschaft sowie einen Mischmasch aus unterschiedlichen Religionen. Die Rigidität von Sekten fehlt ihnen meist. Die Ursachen für Gründung und Zulauf zu charismatischen Persönlichkeiten ähneln sich jedoch stark. Der Gewinn der Lektüre von Basiswissen. Sekten, Kulte, Weltanschauungen ist die knappe systematische Darstellung von Charakteristika, um ein Gespür für die Einschätzung von Gefahren zu erhalten und einmal zu sehen, wie viele Gruppierungen dieser Art es mittlerweile gibt (15 Sekten, 13 Kulte). Wer sich einführend informieren will, dem sei das Bändchen trotz manch schwammiger Allgemeinplätze empfohlen. --Osseline Kind Quelle:
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