Der Kommunitarismus ist eine philosophisch-politische Reaktion auf scheinbareZerfallstendenzen der zunehmend individualistischen, liberalen Wohlstandsgesellschaft,in der die Orientierung an Werten wie sozialer Verantwortung und Solidaritätnachläßt. Insofern ist das kommunitaristische Projekt der Versuch einerWiederbelebung von Gemeinschaftsdenken unter den Bedingungen postmodernerGesellschaften. Die Bewegung des Kommunitarismus ging von den USA aus -hat heute aber auch in Deutschland ein breites Netzwerk entwickelt. Abergerade hierzulande entfaltet der Kommunitarismus eine besondere Spannungund Ambivalenz. Eine positive Verwendung des Gemeinschaftsbegriffs stößtin Deutschland von vornherein auf ernst zu nehmende Einwände. Selbst wennman nicht gleich an die nationalsozialistische Volksgemeinschaft oder WalterUlbrichts sozialistische Menschengemeinschaft denkt - in der wissenschaftlichenBeschäftigung mit dem Thema stößt man immer auf die Argumentation von derEmanzipation des Individuums von der Einbindung in hergebrachte Strukturen.Die Einführung von Walter Reese-Schäfer zeichnet die kommunitaristischeDiskussion in ihren Grundzügen nach und stellt die wichtigsten Theoretikerdes Kommunitarismus vor Michael Sandel, Charles Taylor, Alasdair MacIntyre,Martha Nussbaum, Michael Walzer, Robert Putnam und Amitai Etzioni. WalterReese-Schäfer, Universität Halle-Wittenberg, ist Verfasser der bei Campuserschienenen Einführungen Richard Rorty 1991 und Jürgen Habermas 2001.Außerdem sind von ihm erschienen Grenzgötter der Moral. Der neuere europäisch-amerikanischeDiskurs zur politischen Ethik 1997 sowie Politische Theorie heute. NeueTendenzen und Entwicklungen 2000. Quelle:
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