Bücher über Kaffee gibt es so viele, wie Kaffeebohnen in einen großen Sack passen. Wo kommt er her, wie wird er angebaut, wie veredelt, was kann man Leckeres mit ihm anstellen? All diese Fragen wurden schon hundert- und tausendfach gestellt -- und beantwortet. Doch eine Frage, wie etwa die, wo auf der Welt man die schlechteste Tasse Kaffee bekommt, die hat wohl noch niemand zu beantworten versucht. Dann kam Stewart Lee Allen, der in seinem Ausweis im Feld "Berufsbezeichnung" eigentlich nichts anderes als "schreibender Weltenbummler und Lebenskünstler" stehen haben dürfte. Er war mal auf einen Kaffee nach Äthiopien eingereist -- aus keinem anderen Grund --, hatte das Mutterland dieses aromatischen Genussmittels aber noch am selben Tag wieder verlassen müssen. Die Lust auf eine zweite Tasse trieb ihn nach zehn Jahren wieder hin -- und damit begann eine Reise um die ganze Welt, eine Reise auf den Spuren des Kaffees, die ihn nach Wien und Istanbul ebenso führte wie nach Paris und in die USA. Allens Buch kann als Kulturgeschichte des Kaffees beschrieben werden, denn es breitet einen ungeheuren Faktenreichtum vor dem Leser aus. Doch damit tut man ihm Unrecht, wirft es zu den zahllosen anderen Bohnen in den oben genannten Kaffeesack. Ein teuflisches Zeug hat es nicht verdient, dort hineingesteckt zu werden: Es ist eine ganz einzigartige Mischung aus Kaffeegeschichte und autobiografischer Reiseerzählung, die auf ausgesprochen amüsante Weise unterhält. Gerade da, wo das Buch völlig abseitige Informationen liefert oder an sich bekannte Zusammenhänge in einem ganz ungewohnten Licht schildert, ist es am stärksten. Die "kaffeezentrierte Geschichte der Menschheit", die das Buch hätte werden sollen, wie der Autor leicht größenwahnsinnig selbst schreibt, ist zwar nicht ganz daraus geworden, doch wer hätte das lesen wollen? Allens Bericht über seine Abenteuer auf der Kaffeefahrt um die Welt ist viel vergnüglicher! --Christoph Nettersheim Quelle:
|