Junges Leben in der GroĂstadt, in der Hauptstadt Berlin, um genauer zu sein: hip, urban, wichtig ist es zu wissen, was gerade angesagt ist. Schnell, hinterher, man könnte ja den neuesten Trend ĂŒbersehen. Sonst steht man plötzlich am Ende der Love Parade und hört nicht einmal mehr ein bisschen Musik. Und immer diese Entscheidungen: schick wohnen in Architektenwohnungen oder doch lieber im "KleinbĂŒrger-Slum-Viertel"? Ab wann macht man sich lĂ€cherlich -- als erwachsener Mensch, berufsjugendlich in H-&-M-Klamotten gekleidet? Politik -- eher nicht, wer kann schon CDU und SPD so richtig unterscheiden? Heiraten und Kinderkriegen geht O.K., bloĂ was macht man dann mit dem Nachwuchs, die mĂŒhsame PubertĂ€t ist schlieĂlich noch immer nicht abgeschafft!? Wie schnell sich diese Stadt verĂ€ndert und mit ihr die Gesellschaft, keiner hĂ€lt mehr inne, sicherheitshalber, man könnte am Ende mit sich selbst allein sein. Und auch der Sex bietet keinen Trost mehr, ist nicht mehr gut fĂŒr kleine Fluchten. Die gebĂŒrtige Salzburgerin Kathrin Röggla, Jahrgang 1971, lebt nicht nur in Berlin -- sie beobachtet es auch, seziert es in ihrem Buch Irres Wetter. Ihr Stil ist assoziativ: Gedankensplitter, GesprĂ€chsfetzen, unzusammenhĂ€ngend und verwirrend im ersten Moment, bei genauerem Lesen erst wird man der stringenten Beobachtungen gewahr. Analytisch, bis man sich selbst ertappt fĂŒhlt. Das Buch ist sicherlich nicht immer leicht zu lesen, wozu die konsequente Kleinschreibung durchaus beitrĂ€gt. Auch sollte man mit diversen Szenejargons vertraut sein. Doch ist Irres Wetter jedem zu empfehlen, der am zeitgenössischen Leben und seinen Ausformungen interessiert ist -- vor allem, wenn er/sie ihm etwas skeptisch gegenĂŒbersteht. --Christa Petri Quelle:
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