Mit Armand der Vampir kehrt Anne Rice zu ihrer nicht tot zu kriegenden Vampir-Chronik zurück und erlangt die düstere Grausigkeit und die Freude am Erzählen wieder, mit der sie zuerst in ihrem Klassiker Interview mit einem Vampir Aufsehen erregte (in diesem Buch hatte Armand -- in der Filmversion gespielt von Antonio Banderas -- seinen ersten Auftritt als Direktor des Théâtre des Vampires). Die Geschichte beginnt in der Zeit nach Memnoch der Teufel. Vampire aus der ganzen Welt haben sich um Lestat geschart, der auf dem Boden einer Kathedrale niedergestreckt liegt. Tot? Im Koma? Während Armand über Lestats Zustand sinniert, wird er von David Talbot angehalten, seine eigene Lebensgeschichte zu erzählen. Schnitt: Die Geschichte wechselt abrupt nach Kiew ins 15. Jahrhundert, und Armand erzählt, sofern seine lückenhaften Erinnerungen es zulassen, die Geschichte seiner Entführung als Kind aus Kiew. Später wurde er dann an den venezianischen Künstler und Vampir Marius verkauft. Rice schwelgt geradezu in ihrer Beschreibung der sinnlichen Beziehung zwischen dem jungen und noch menschlichen Armand und seinem unsterblichen Mentor. Als sich Armand jedoch in einen Vampir verwandelt, ändert sich die Atmosphäre in der Geschichte dramatisch. Ungezügelte Sexszenen werden abgelöst von Armands Suche nach innerer Harmonie zwischen seiner russisch-orthodoxen Kindheit, seinem hedonistischen Leben mit Marius und seiner neuen Unsterblichkeit. Diese letzten Kapitel erinnern den Leser an die archetypische Bedeutung von Rices Vampiren: Armand, Lestat und Marius vermögen einen tiefen Einblick in nur allzu menschliche Gedanken und Bedürfnisse zu vermitteln.p Die verschiedenen Erzählstränge in Der Vampir Armand sind hervorragend miteinander verwoben -- Leser werden die Nacherzählungen von bedeutenden Ereignissen aus Lestats und Louis' Berichten genießen. Nichtsdestotrotz erzählt der Roman hauptsächlich Armands eigene tragische Geschichte. Rice sorgt für die notwendigen Hintergrundgeschichten für Leser, die neu zu ihrer epischen Vampir-Chronik stoßen. Die Einführung neuer Charaktere sorgt dabei für frischen Wind (oder sollte man besser sagen: für frisches Blut?) und legt den Grundstein für potenzielle Fortsetzungen. --Patrick O'Kelley Quelle:
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