"Wichtig ist auf'm Platz." Oder: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel." Brauchen wir noch mehr solche FuĂballer-Weisheiten, die uns diesen Sport im Besonderen und das Leben im Allgemeinen erklĂ€ren? Bevor ich Leben bis MĂ€nner gelesen habe, hĂ€tte ich Nein gesagt. Doch nach diesem atemlosen Monolog eines Vereinstrainers aus der Magdeburger Börde revidiere ich meine Meinung gerne. Hier spricht kein seriöser Nadelstreifen-Stratege Ă la Hitzfeld, kein neunmalkluger FuĂballintellektueller, sondern ein bierbĂ€uchiger Malocher, der die Linien noch eigenhĂ€ndig kalkt und die Eckfahnen in den Boden rammt. Was man als cholerisches BrĂŒllen am Spielfeldrand missverstehen könnte, nennt er "leidenschaftliches Denken". Genau das fĂŒhrt er dann ausfĂŒhrlich vor, das springt und flitzt so unvorhersehbar wie die Lederkugel auf dem holprigen, regennassen FuĂballacker: vom FrauenfuĂball zum MauerschĂŒtzenprozess, vom TorwandschieĂen zur Kolonialmacht England. Kein Wunder, denn "FuĂball ist alles" -- und alles ist FuĂball. Irgendwie schafft es Brussig, uns diesen ostalgischen Grantler sympathisch zu machen. Nicht immer schmeckt einem die Mischung aus gesundem Menschenverstand und gesundem Volksempfinden, doch man erfĂ€hrt hier mehr ĂŒber ostdeutsche Befindlichkeiten als in den meisten Artikeln und Reden zum 3. Oktober. Mit ein Grund dafĂŒr ist der schlagende Witz, der mal an Karl Valentin ("zu wenig FuĂ im Gehirn"), mal an Harald Schmidt erinnert: Warum muss man sich um die Zukunft des deutschen FuĂballs keine Sorgen machen? Weil die besten Spieler bekanntlich aus den Slums kommen. Oder der Grund fĂŒr die kurze BlĂŒte seines SportgeschĂ€fts: "Von BaseballschlĂ€gern allein kannste auf Dauer auch nicht ĂŒberleben". Gegen Ende hört der SpaĂ dann auf, sogar der FuĂball wird plötzlich zweitrangig. Fazit: Reporter Brussig bleibt immer dicht am Mann, berichtet hart, aber fair. Das Buch hat neunzig Seiten -- und am Ende gewinnen die Leser. --Patrick Fischer Quelle:
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