„Ich wurde geboren, als sie ich küsste. Ich starb, als sie mich verließ. Ich lebte ein paar Wochen, während sie mich liebte.“ Dieses wunderbare Zitat von Humphrey Bogart aus „Ein einsamer Ort“ ist nur eines von vielen prosaischen Kleinodien, das der Atlas der Liebe bereit hält. Aber wie geht das zusammen? Prosa und Kartographie, eine Karte über die Liebe? Dabei gibt es keinen Zweifel daran, dass die Liebe unsere Welt bestimmt, doch ist noch keiner auf die Idee gekommen, diese „Liebeswelten“ abzubilden. Dabei herausgekommen ist ein ganz besonderes Buch, das in schönster Tradition der Carte de Tendre aus dem 17. Jahrhundert die Topographie der Liebe abbildet. Vom Reich der Sinne über die Spermatozoen bis hin zu den Fruchtbarkeitsinseln, vom Meer der Träume bis zum Affärengipfel -- voller Fantasie und mit größter Liebe zum Detail haben die Kartographen Erik d’Ailly und Willum Morsch die Landschaften des Lebens und der Liebe übertragen. So streiten in diesem Buch also die Karten mit den Essays der Autorin Diana Issidorides um die Aufmerksamkeit des Lesers, der sich nicht genug an beidem freuen kann. Die klug verfassten und exzellent recherchierten Texte untersuchen das Thema Liebe aus biologischer und evolutionspsychologischer Sicht und aus der Sicht der Verhaltensforschung. Das ist keineswegs so trocken, wie es vielleicht klingen mag. Gewürzt mit unterhaltsamen und nachdenklichen Zitaten sowie interessanten Zahlen und Fakten hat jedes Thema sein besonderes Highlight zum Schluss. Ob das Rezepte sind für köstliche Aphrodisiaka, Tipps zum erfolgreichen Flirten oder ein Test des eigenen Liebesstils -- jedes Kapitel gibt dem Leser Unterhaltsames und Erstaunliches mit auf den Weg. Der Atlas der Liebe ist ein hoch erfreulicher Lichtblick auf dem Markt der manchmal etwas fantasie- und emotionslosen Literatur zur wohl schönsten Sache der Welt. Nicht nur für Kartographie-Liebhaber, sondern für alle, die die Liebe lieben eine besondere Perle im Bücherregal. Sandra-Kathrin Buck Quelle:
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