Vor elf Jahren wurde dem Schweizer Autor Peter Zeindler seine berühmte Agentenfigur Konrad Sembritzki plötzlich leid. "Nach vier Romanen habe ich gemerkt, dass sich beim Gestalten Automatismen eingeschlichen haben und dass mich Sembritzki nicht mehr besonders interessiert", bemerkte er in einem Interview. Dabei hatten nicht zuletzt diese Automatismen seine melancholische Figur besonders liebenswert gemacht. "Man ist immer wieder Gefangener derselben Situation", heißt es dementsprechend in Zeindlers neuem Kriminalroman, der an der Schwelle zum neuen Jahrtausend Sembritzkis grandioses Comeback inszeniert. Hier wird der Held, der als Antiquar vom Geheimdienst quasi schon archiviert worden war, vom BND für zehn Tage aus seiner Berner Versenkung gehoben. Er muss nach Marokko, wo Gerüchten zufolge das Giftgas Yperit hergestellt werden soll. Auf der Suche nach der geheimen Fabrik im fernen Nordafrika ist Sembritzki allerlei Gefahren, intriganten Verwicklungen und exotischen Versuchungen ausgesetzt, von denen die grünäugige Kunsthistorikerin Lea Mahler wohl die raffinierteste ist. Am Ende stehen Lea und Sembritzki in Casablanca am Flughafen -- und müssen erfahren, dass jene ausweglosen Situationen, in die man als Gefangener immer wieder hineingerät, nicht unbedingt die eigenen sind. Aber Sembritzki setzt sich zur Wehr, während er Lea tief in die Augen blickt: "Das ist doch ein Klischee. Du bist nicht Ingrid Bergmann und ich nicht Humphrey Bogart." Und so ist Abschied von Casablanca im Spiel mit den Automatismen des Agentengenres immer wieder überraschend -- und Zeindlers "hoffnungslos antiquiertes Modell" Sembritzki auch bei seiner späten, überaus erfolgreichen Wiederbelebung noch erfrischend liebenswert. --Thomas Köster Quelle:
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