Die friedliche Revolution in der DDR hatte bekanntlich viele Väter, und zu ihnen gehörte auch, so sieht das jedenfalls Hans Modrow, der langjährige DDR-Spionagechef Markus Wolf. Es mag ja heute überraschen, aber damals avancierte der Stasigeneral a.D. unversehens zum Hoffnungsträger all jener, die noch an eine Erneuerung der Staatspartei SED glaubten. Auslöser seiner ebenso steilen wie kurzen Karriere als "Reformer" war das Buch Die Troika. Es erzählt die Geschichte dreier Freunde, die ihre Jugend gemeinsam im Moskauer Exil verbringen. 1939 trennen sich ihre Wege. Lothar, dessen Vater Opfer der stalinistischen Säuberungen wurde, kehrt nach Berlin zurück. Viktor, Sohn eines amerikanischen Journalisten, reist in die USA. Nur Konrad, Markus Wolfs Bruder, bleibt mit seiner Familie in Moskau zurück. Erst 1945 sehen sich die Freunde wieder. Und 1975 arrangiert Lothar ein letztes Treffen in den USA. Es war weniger die Geschichte dieser außergewöhnlichen Freundschaft, die 1989 den großen Erfolg des Buches ausmachte, es waren Markus Wolfs kritische Bemerkungen zu den stalinistischen Verbrechen, und es war sein Appell zu mehr Offenheit und Zivilcourage. Wolf nannte damit Dinge beim Namen, die im SED-Staat tabu waren. Und die scheinbar allmächtige Zensur ließ es widerstandslos geschehen. Man könne seinen Anteil an dem, was am Ende zum konsequenten Abschied von den alten, verknöcherten Machtstrukturen führte, gar nicht hoch genug einschätzen, schreibt Hans Modrow über das Buch. Das mag schon stimmen, aber der damalige Tabubruch ist heute allenfalls noch für den Historiker von Interesse. Was Die Troika jedoch nach wie vor lesenswert macht, ist die einfühlsame Beschreibung einer Freundschaft, die 1934 begann und die allen politischen Widrigkeiten zum Trotz bis zum Tode hielt. --Stephan Fingerle Quelle:
|