Eigentlich können sie einem fast schon Leid tun, die ehemaligen Polit-"Größen" der DDR. Ein ums andere Mal hat man sie seit dem Ende des SED-Regimes in ihrer erbärmlichen Durchschnittlichkeit schon vorgeführt -- sie und die Miefigkeit ihrer Wandlitzer Waldsiedlung, ihre verklemmten Gelüste nach allem, was sie für Luxus hielten, wobei sie für wirklichen Genuss auffallend unbegabt waren. Nun hat sich der Mitteldeutsche Rundfunk der Sache noch einmal in aller Gründlichkeit angenommen und zeigt uns das Wandlitzer Politbüro "privat". In einer Zeitzeugenserie hat man die ehemaligen Angestellten des Wohnlagers der DDR-Führung ausführlichst zu Wort kommen lassen und ein Konzentrat von dem, was dabei so herausgekommen ist, in ein kleines Büchlein gepackt. Geboten werden Einzel- und Gruppenporträts der Politbüromitglieder und ihrer Gäste. Momentaufnahmen aus den verschiedensten Perspektiven, dazu zum Schluss noch eine "Kurze Geschichte des SED-Politbüros" sowie Kurzbiografien von Axen, Grotewohl, Hager, Honecker, Ulbricht und wie sie alle hießen, die Granden des DDR-Sozialismus. Was soll man sagen: Das Buch wartet nicht gerade mit Überraschungen auf. Es bestätigt nur noch einmal, dass die DDR-Oberen von einer kaum zu überbietenden Biederkeit waren. Dass manche von ihnen gerne jagten und fürstlich speisten, manche von ihrer Dienerschaft mehr geschätzt wurden als andere und so weiter und so fort. Das alles klingt banal, und das ist es auch. Trotzdem hat die Lektüre eine durchaus erfreuliche Seite: Sie handelt von Vergangenem. Längst hat die Geschichte die kleinen Wandlitzer Wichte verschluckt. Ob man sich an sie noch einmal von ihren einstigen Paladinen erinnern lassen möchte, ist sicherlich eine Frage des Geschmacks. Und über den wollen wir hier nicht streiten. --Hasso Greb Quelle:
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