Noch vor einigen Jahren wollte Klaus Hympendahl als Reaktion auf einen Piraterie-Artikel in einer Segelzeitschrift einen erbosten Leserbrief schreiben. Die angebliche Gefahr würde völlig überschätzt, so seine damalige Meinung. Schließlich sei ihm während seiner Weltumseglung nie ein derartiger Fall zu Gehör gekommen. In weiser Voraussicht schickte er den bereits fertigen Brief jedoch nicht ab. Wie es der Zufall will, ereilten ihn schon bald darauf aus seinem Bekanntenkreis erste Berichte von Überfällen auf Privat-Yachten. Sensibilisiert für dieses Thema, beschloss er, der Sache auf den Grund zu gehen. Erschreckendes Ergebnis: Gewalttätige Übergriffe auf Segler nahmen in den vergangenen Jahren stark zu. Nach Ansicht vieler Skipper hat die Yacht-Piraterie sogar längst einen ähnlichen, wenn nicht sogar höheren Gefahrengrad erlangt wie widrige Wetterumstände. Höchste Zeit also, dass dieses Tabu-Thema seinen Weg zwischen die Buchdeckel findet. Hympendahl gebührt die Ehre, mit seinem Buch Yacht-Piraterie. Die neue Gefahr als Erster umfassend darüber zu berichten. Seine Motivation ist es dabei weniger, durch die detaillierte Rekonstruktion 30 authentischer Fälle spektakuläre Horrorgeschichten vorzuführen. Vielmehr versucht er, die Sinne für diese Art von Bedrohung zu schärfen und wertvolle Hilfestellungen zur Vermeidung solcher Situationen zu bieten. Das schafft er auch, indem er durch ausführliche Interviews mit den Opfern deren Ratschläge und Erkenntnisse an den Leser weitergibt. Als hilfreich erweist sich auch die Einteilung in Gewässerregionen, da sich zum Beispiel die Lage in indonesischen Gewässern ganz anders gestaltet als in der Nähe des Suez-Kanals, wo "Piraten" auch mal in Gestalt ägyptischer Beamter auftreten. Bei allen berechtigten Warnungen vor der "neuen Gefahr" darf man diese auch nicht überbewerten. Denn mit geschätzten 33 weltweit überfallenen Yachten pro Jahr ist die Wahrscheinlichkeit, auf dem Wasser zum Opfer krimineller Übergriffe zu werden, immer noch deutlich geringer als auf manchem Festland. Statistisch gesehen hätte ein Buch zum Thema Überfälle auf Rucksackreisende sogar eine weitaus größere Berechtigung. Klaus Hympendahl steht für ein solches Projekt aber sicher nicht zur Verfügung, denn sein Herz hängt am Meer. --Christina Falkenberg Quelle:
|