In Italien hat er bereits Kult-Status und es ist gar keine Frage: seine Fangemeinde wächst auch hierzulande. Belebend frisch, spontan überraschend und köstlich unverbraucht legt der gerade mal 41-jährige Carlo Lucarelli los. Das quirrlige Multitalent ist nicht nur Italiens Eduard Zimmermann im Fernsehen, er schreibt Comics, Theaterstücke, Drehbücher für Videoclips und gibt eine Internet-Zeitschrift heraus. Schutzengel, eigentlich sollte es ja ein Thriller sein, aber es werden wohl eher Lachmuskeln strapaziert, als dass Gänsehaut aufkommt. Ist ja auch nicht weiter schlimm, ganz im Gegenteil. Den Mitte 20-jährigen Coliandro, früher mal Ordnungshüter im Streifenwagen, dann nach abenteuerlichen Missgeschicken in die polizeiliche Kantinenbeschaffung abkommandiert, aber immer noch vom Heldentum Marke Clint Eatswood träumend, schließt man gleich ins Herz. Tollpatschig wie ein frisch geborenes Elefantenbaby, gesegnet mit schlagfertigem Witz und einer schnodderigen Twensprache. Seit er "aus Versehen zehntausend Becher Blaubeerjoghurt bestellt" hat, geht vieles schief: "schöne Scheiße", nichts klappt wie geplant: "Dreckmisthurenkacke". Seine Möchte-gern aber Will-nicht-so-recht-Freundin Nikita, sie jobbt als Kurierfahrerin, vertraut sich ihm samt einem rätselhaften Päckchen mit noch mysteriöserem Inhalt an. Italien, Bologna, klar, da ist die Mafia mit im Spiel und das, was "dreihundert Prozent Profit abwirft: Kokain". Und wer mag wohl der "Schutzengel mit Robe" sein? Na, so ein bisschen Spannung kommt schon auf, wenn Lucarelli das organisierte Verbrechen und den Rechtsapparat augenzwinkernd auf die Schippe nimmt. Der Roman, mit 170 Seiten abendfüllend, glänzt durch großes Einfühlungsvermögen für seine beiden jungen Helden -- kein Wunder, wenn er Zeit hat, singt Autor Lucarelli auch noch in einer Post-Punk-Band. --Barbara Wegmann Quelle:
|