Die großen Gesellschaftstheorien haben das Sexuelle zwar nicht übersehen;aber sie haben es nur gestreift, als sei es eine rein psycho-biologischeAngelegenheit. Wie sich zeigt, gibt es sie aber doch eine kulturwissenschaftlichund historisch gesättigte Soziologie vom Sexuellen. Grundlegend ist dieEinsicht, dass der Körper durch Ideen zur Erotik, zum Lebensalter, zurZweigeschlechtlichkeit, Gesundheit usw. gerahmt ist. Die Deutungsmustersind reich an Merkmalen, sie überlagern einander und wandeln sich, sodasseine Vielzahl an Sexualformen entsteht. Sinnliche Anziehung und wollüstigesHandeln machen die sexuelle Interaktion aus, jeweils verschieden für dieGeschlechter. Welche Körpermerkmale werden gesucht, welche Körperzonenerotisiert? Wie werden die Genitalien kulturell interpretiert? Sexualskripteleiten das Handeln an. Es vollzieht sich in Phasen und mit Ritualen. Kulturgestaltet den Sexualsektor und bindet ihn an Kriterien wie Weltanschauung,Familismus, Beziehungsformen, Privatheit, Normalität usw. Die soziale Differenzierungder Moderne hat die Optionen vermehrt, ohne dass die Strukturen einer Sexualkulturverloren gegangen sind. Eine anthropologische Sicht gestattet es, gegenüberall den Aufgeregtheiten aktueller und medialer Ereignisse eine gewisseGelassenheit zu wahren. Von hier aus kann auch ein Blick auf die konflikthaftenSzenen der Gegenwart geworfen werden. Quelle:
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