Das 18. Jahrhundet ist eine Zeit, in der die Namen der Menschen noch einiges über ihren Besitzer verraten. Zumindest ist das in Wolf Sernos Der Balsamträger so, dessen Titelheld auf den Namen Pausback hört: Riesenhaft gewachsen, aber leider mit einem allzu kleinen Hirn versehen, schlägt er sich mit seinem kleinen mobilen Laden im Jahr 1780 durch den Thüringer Wald. Auf den Schultern trägt er Listig, einen beinlosen Zwerg von überragender Verstandeskraft, der ihm einst über den Weg gelaufen ist. Gemeinsam bieten sie einer Welt Paroli, die von Räuberbanden, giftigen Pilzen und Betrügereien nur so wimmelt. Und in der auch eine schöne Giftmischerin lebt, die das perfekte Gespann gegeneinander auszuspielen sucht -- bis Listig seinen Freund ans Messer einer ungerechten Gerichtsbarkeit liefert. Seit seinem Überraschungs-Bestseller Der Wanderchirurg ist Wolf Serno (Der Chirurg von Campodios, Hexenkammer, Die Mission des Wanderchirurgen) so etwas wie die deutsche Antwort auf Umberto Eco. Zumindest kann hierzulande keiner spannender und kenntnisreicher über historische Zeiten schreiben wie er. Sernos Paradezeitalter ist eigentlich das 16. Jahrhundert, wo viele seiner Romane spielen. Aber bereits mit Tod im Apothekenhaus hat der ehemalige Werbetexter bewiesen, dass er sich auch in der Medizin und Heilkunde des 18. Jahrhunderts ausagezeichnet auskennt. Der Balsamträger führt diese Tradition blendend fort. Auch wenn sich Motive und Bilder der Bücher beizeiten ähneln und der Plot nicht immer Neues verspricht: auch Der Balsamträger ist wieder ein Buch in bester Serno-Manier, dass man am besten an langen Winterabenden am Kamin verschlingen sollte. --Isa Gerck Quelle:
|