Das zu Unrecht vergessene Buch eines berühmten Autors erlebt seine überfälligeWiederentdeckung Eduard Bernsteins Geschichte der deutschen Revolutionvon 1918/19. Der Vater des sozialdemokratischen 'Revisionismus', der wissenschaftlichbegründeten Marx-Kritik, verfaßte zwei Jahre nach dem Untergang des deutschenKaiserreiches eine ebenso persönliche wie perspektivenreiche Darstellungdes revolutionären Umbruchs in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg, die1921 erschien. Bernstein war der erste Autor, der den gemäßigten Charakterder deutschen Revolution mit dem bereits erreichten Grad der Industrialisierungund der Demokratisierung erklärte. Deutschland war für eine 'klassische'Revolution gesellschaftlich und politisch schon zu weit entwickelt - solautet Bernsteins Kernthese. Scharf ist sein Urteil über die Rolle, diedie deutschen Kommunisten 1918/19 spielten. Immer wieder greift Bernsteinauf persönliche Erinnerungen zurück. Das gibt seinem Buch eine Frische,die vielen gelehrten Abhandlungen über die 'Novemberrevolution' abgeht.Bernsteins Buch ist beides kritische Darstellung und Geschichtsquellein einem. Aus Anlaß des 80. Jahrestages der deutschen Revolution von 1918/19wird die Schrift jetzt, ergänzt um eine Einleitung des Berliner HistorikersHeinrich August Winkler und wissenschaftliche Anmerkungen von Teresa Löwe,erstmals seit 1921 wieder der politisch und historisch interessierten Öffentlicheitvorgelegt. Quelle:
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