Die letzten Tage ist der Begleitband zur gleichnamigen Holocaust-Dokumentation von James Moll, die 1999 mit dem Oscar als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Der Regisseur hat fünf Überlebende des Genozids interviewt: die Künstlerin Alice Lok Cahana, die Großmutter Irene Zisblatt, den Geschäftsmann Bill Basch, die Lehrerin Renée Firestone und den Kongressabgeordneten Tom Lantos. Sie alle sind Augenzeugen eines der grausamsten Kapitel des Holocaust, der Vernichtung der ungarischen Juden. Die Operation wurde 1944 in größter Eile durchgeführt, und ohne die Unterstützung der ungarischen Regierung, wären die Nazis hilflos gewesen. Polizei, Gendarmerie und Beamtenschaft arbeiteten eng mit der SS zusammen. Dabei legten sie "eine Routiniertheit und brutale Effizienz an den Tag, die häufig sogar die der Nazis übertraf": Ab Ende März wurden die ungarischen Juden isoliert, enteignet, gekennzeichnet und in Ghettos getrieben. Mitte Mai begann die Deportation ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Als die Transporte am 9. Juli 1944 ausgesetzt wurden, hatte man annähernd 440.000 Juden in das Vernichtungslager deportiert. Der ganze barbarische Vernichtungsprozess dauerte nicht einmal vier Monate. Vier Monate, für 400.000 Menschenleben! Das Buch ist eine hervorragende Ergänzung des Films und stellt die geschilderten Erlebnisse in einen historischen Kontext. Den Augenzeugenberichten ist eine Einführung des bekannten israelischen Historikers David Cesarani vorangestellt. Ihm ist es gelungen, einen gleichermaßen detaillierten wie umfassenden Abriss der Geschichte der ungarischen Juden zu schreiben, der auch dem Laien die historischen Zusammenhänge ihrer Vernichtung verständlich macht. Die Aussagen der Überlebenden, illustriert durch zahlreiche Archivfotos, dokumentieren die unsagbaren Leiden der Opfer und strafen all diejenigen Lügen, die den Holocaust zu leugnen versuchen. --Stephan Fingerle Quelle:
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