Wintergeschichten -- gemütlich sind sie selten, friedlich noch seltener, schön immer. Alle auf einmal zu lesen wäre eine glatte Verschwendung, dazu sind sie zu gut, deswegen gibt es auch für jeden Tag eine! Vom 21. Dezember bis zum 19. März dauert der Winter und genauso lange reicht auch das Buch, wenn man sparsam damit umgeht. Jede einzelne von diesen oft sehr kurzen Geschichten sollte man sich genüsslich zu Gemüte führen und sie dort, genau dort, ein bisschen wirken lassen, sie vielleicht gleich noch einmal lesen. Die Helden dieser skurrilen und weisen Weisen sind Tiere, die Tiere eines Waldes. Wie in einer handelsüblichen Soap-Opera tauchen die Eichhörnchen, Kobolde (ganz wichtig!), Mäuse, Ratten, Krähen, Hexen immer wieder auf, kommen immer wieder zu Wort. Und diese Worte sind oft genug treffend und ein bisschen gemein. Unverblümt ist der Autor, er macht kein Geheimnis daraus, dass einer seiner Helden, Teddy der Hase, boshaft ist und seiner Freundin Hunzrose garstig zusetzt, die doch krampfhaft versucht, das Bild vom liebenswerten Kuschelhasen aufrecht zu erhalten. Das Geniale ist, dass hier nicht immer die Guten, die Sanftmütigen und Einsichtigen siegen, sondern dass oft die Ernüchterten und Zynischen das letzte Wort haben, und das hallt nach. Wortwitz, Schlagfertigkeit und ein paar schlechte Erfahrungen helfen ihnen, auf der Siegerstraße zu bleiben ohne dabei jemanden zu überrollen. Immer bleiben die Geschichten sympathisch, so wie ihre Helden auch. Ein typisches Kinderbuch liegt hier sicherlich nicht vor, diese Geschichten, fast im Bereich der Fabeln anzusiedeln, richten sich an Erwachsene. Viele wirken wie ein Spiegel, treiben einem einen Hauch von Schamesröte ins Gesicht, anderen dagegen fügt man schon in Gedanken die Liste jener Leute an, denen man sie unbedingt vorlesen muss. Und wer den Rest des Jahres nicht ohne diese Lichtblicke leben will, kauft sich auch noch die Sommergeschichten und die Herbstgeschichten. --Petra Breitenbach Quelle:
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