Der Beichtvater der Königinmutter Cecily von York stirbt und wirkt nach seinem Tod anscheinend Wunder. Doch ganz so einfach ist das nicht, zumal der hinterlistige Erzbischof von Canterbury so seine Zweifel hat -- und etwas gegen die konkurrierende Verehrung des Beichtvaters gegenüber dem Heiligen Thomas Becket. Als "advocatus diaboli" gegenüber dem päpstlichen Legaten, der eine Heiligsprechung befürwortet, wird daher Kathryn Swinbrooke, Ärztin und nebenbei bewährte Spürnase, mit der Untersuchung des Todesfalls von Roger Atworth beauftragt. Bei ihren Ermittlungen stößt Kathryn auf einen geheimnisvollen Briefwechsel, eine Mauer des Schweigens und schließlich auf ein Komplott in der Bruderschaft Rogers, das bis hinauf zum Bruder des Königs und tief in die Vergangenheit Cecilys und des Krieges zwischen den Häusern Lancaster und York reicht. Mit Hartnäckigkeit, Mut und viel Wissen über Arzneimittel, Heilkunde und Hygiene sowie mithilfe ihres Kreises von Vertrauten löst Kathryn Swinbrooke den Fall. Die Grundidee des Buches -- die auf höchster Ebene eingefädelte Verschwörung aus Machtgier, Neid und Hass inklusive weiterer Morde an den Beteiligten sowie die Beziehungsverflechtungen der Figuren untereinander -- ist pfiffig und streckenweise sehr spannend erzählt. Und als Historikerin hat sich Celia L. Grace im weiteren Rahmen auch an die Fakten gehalten. Doch bei der Umsetzung sind ihr dann die Fäden aus der Hand geglitten: zu viele Personen, zu viele Handlungsstränge, die einzelnen plötzlichen Wendungen und Eingebungen der Heldin oft einfach nur verwirrend und schwer nachvollziehbar. Insgesamt also etwas zu viel des Guten von allem. Weniger Frauenemanzipation, weniger Romantik und Romantisierung, weniger Aufteilung in Gut und Böse und vor allem weniger Betonung der Historizität hätten der wirklich guten Geschichte zum Vorteil gereichen können. Trotzdem: Wer mittelalterliche Kriminalromane mit Spannung, Herz und Heldin mag und von Hause aus kein pingeliger Mediävist ist, wird sicher hier sein Vergnügen finden. --Osseline Kind Quelle:
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