C&A kennt jeder. Die Herren dahinter dagegen kaum jemand. Die Herren Brenninkmeyer führen in nunmehr fünfter Generation ein milliardenschweres und weit verzweigtes Firmenimperium, das sich nach wie vor zu hundert Prozent im Besitz der Familie befindet. C&A ist der drittgrößte Textilhändler der Welt. Allein in Europa setzt C&A in 800 Filialen in zwölf Ländern etwa 5,2 Milliarden Euro im Jahr um. Textilien, die das Unternehmen groß gemacht haben, sind aber längst nur noch eines von mehreren Geschäftsfeldern der Unternehmensgruppe. Hinzu kommen Immobilien, Private-Equity-Fonds und Finanzdienstleistungen. Von der Unterhose im Fünferpack -- übrigens eine Erfindung von C&A -- über Kreditkarten, Darlehen und Versicherungen bis hin zum Mikrokredit als Starthilfe für Kleinstunternehmer in der Dritten Welt reicht das Portfolio des Konzerns, der „in Dutzenden von Gesellschaften (mit fantasievollen Namen) Milliarden Euro rund um den Globus verwaltet“. Die Journalistin Bettina Weiguny hat nun das erste Buch über das Familienimperium vorgelegt. Sie beschreibt darin den Aufstieg der Familie „erst zur Textildynastie, dann zum Weltkonzern“. Und sie rekonstruiert, wie die Familientradition bis heute Tage die Unternehmenskultur bestimmt. Die Familie lebt nach ihren eigenen Gesetzen -- extrem sparsam, zurückgezogen, patriarchalisch und streng katholisch. Keine Filialeröffnung ohne Gottesdienst, nur direkte Nachfahren der Gründer in der Firmenleitung, bis vor Kurzem keine Frauen im Management, keine Gewerkschaften. Dafür ein enger Zusammenhalt des Familienclans, dessen über die Welt verstreute Mitglieder sich nach wie vor regelmäßig im westfälischen Mettingen, dem Ursprungsort der Familie, treffen. „Im Reich der Brenninkmeyers herrscht die Gemeinschaft.“ In einer globalisierten Wirtschaft, in der börsennotierte Unternehmen den Ton angeben, wirkt das verschroben und weltfremd. Doch hat der Familienkonzern in den 165 Jahren seiner Geschichte nicht nur die Übergänge von Generation zu Generation gemeistert, sondern aus eigener Kraft auch etliche Krisen überstanden. „Wir denken in Generationen“, sagen die Brennikmeyers. „Nicht von Quartal zu Quartal“, fügt die Autorin hinzu. -- Winfried Kretschmer Quelle:
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