Das Titelbild der Candida Höfer Monographie zeigt eine Innenansicht der Banco de España in Madrid. An den Wänden und zwischen stattlichen Säulen stehen verschiedene Gemälde und Bilder auf dem Boden. Wurden sie gerade abgenommen oder werden sie gleich aufgehängt? Personen sind keine zu sehen und so wirkt der mit weißem Licht erfüllte Raum wie eine Bühne, die unmittelbar vor Beginn eines Theaterstückes auf ihre Akteure wartet. Seit Anfang der 1980er-Jahre fotografiert die Künstlerin Candida Höfer Innenansichten von öffentlichen Räumen wie Wartesälen, Bibliotheken, Hotels oder Museen. Der Bildband präsentiert 209 farbige Fotoaufnahmen, die zwischen 1980 und 2002 entstanden sind. Die meist menschenleeren Ablichtungen entwickeln ihre Bildwirkung vor allem durch die Präsenz des Ortes in der Abwesenheit des Nutzers. So beeindruckt die frontale Ansicht der Eingangshalle des Hauses des Rundfunks in Berlin vor allem durch eine zentral im Raum stehende Plastik des berühmten Bildhauers Georg Kolbe und zwei am Rand platzierte Barcelona Sessel-Sitzgruppen des Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Michael Krüger, der Dichter und Freund der Fotokünstlerin, bezeichnet in seinem Vorwort dieses Phänomen in den Motiven von Candida Höfer als "öffentlichen Ort ohne Öffentlichkeit". Candida Höfer wurde 1944 in Eberswalde geboren und studierte von 1973 bis 1982 an der Kunstakademie Düsseldorf zunächst Film bei Ole John und später Fotografie bei Bernd Becher, der ihre weitere künstlerische Entwicklung entscheidend prägte. Neben zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen nahm sie 2002 an der Documenta 11 in Kassel teil und wurde 2003 in den deutschen Pavillon zur Biennale in Venedig eingeladen. Die Monografie wurde durch den Buchdesigner Michael Mallard gestaltet und erscheint in Form und Typografie der künstlerischen Arbeit Candida Höfers entsprechend sachlich und reduziert. So ist ein Buch mit bemerkenswertem Inhalt und visueller Ausdruckskraft entstanden. --Stefan Meyer Quelle:
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