88 Jahre ist der Maler und Zeichner Christian Schad (1894-1982) alt geworden, aber jener Teil seines Werkes, der der Nachwelt in Erinnerung blieb, ist bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden. Hier malte Schad Bilder von schonungslosem Realismus, die der Partywelt der Goldenen Zwanziger den melancholischen Zerrspiegel vorhielten und heute als Paradebeispiel der Neuen Sachlichkeit firmieren: darunter so berühmte, an Felix Vallotton gemahnende Gemälde wie "Selbstporträt mit Modell" (1927), "Bildnis Dr. Hastein" (1928), "Sonja" (1928) oder "Agosta, der Flügelmensch, und Rasha, die schwarze Taube" (1929). Von Jill Lloyd und Michael Peppiatt klug kommentiert gibt Christian Schad. Das Frühwerk 1915-1935 einen adäquaten Überblick über das Werk dieses großen, fast schon wieder vergessenen Malers, der mit seinen "Schadographien" auch als experimenteller Fotograf in der Manier Man Rays brillierte. Und tatsächlich fördern die beiden Autoren dabei sogar noch Überraschendes zu Tage, darunter expressive Holzschnitte, dadaistische "Schreibmaschinenbilder" oder eindringlich-schockierende Bestandsaufnahmen wie das Porträt von "Papst Pius XI." (1925) oder "Operation" von 1929, in deren Thematik noch der Expressionismus nachklingt, die sich auf der anderen Seite aber auch zur modernen Gesellschaftskritik weiten. Eines ist sicher: Mit Christian Schad. Das Frühwerk 1915-1935 wird, nicht zuletzt an Hand von guten Reproduktionen, eine Forschungslücke geschlossen. Nicht nur für Freunde der Neuen Sachlichkeit ein unbedingtes Muss. --Thomas Köster Quelle:
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