Eine Philosophiegeschichte, mag sie noch so "klein" daherkommen, die SĂ€tze wie den folgenden enthĂ€lt, verheiĂt wenig Gutes: "Solange die Menschen Kinder, ohne sie zu fragen, in die Welt setzen, tragen sie fĂŒr deren lebenswerte VerhĂ€ltnisse Verantwortung." Solch unfreiwillige Komik ist leider nicht die Ausnahme. Von Adorno erfahren wir beispielsweise, dass er sich in die Tradition des deutschen Idealismus und Kants stellt, er "sich aber zugleich als deren bestimmte Negation" versteht. Man kann das Buch aufschlagen, wo man will, kein noch so abgeschmacktes (sprachliches) Klischee bleibt einem erspart: "Hegel holt den Menschen beim 'natĂŒrlichen BewuĂtsein' ab" und betreibt in seiner Logik "Philosophie fĂŒr Philosophen". Schellings Werk enthĂ€lt dagegen viel "hochgemute Spekulation". Die Zerstörung der Natur zeugt von "kollektiver Torheit", und in der Einleitung schreckt der Autor nicht vor der Behauptung zurĂŒck, dass "sich Philosophen zu Lehrern des Menschengeschlechts" eignen. Am Ende schlieĂlich, inzwischen reichlich belustigt, nimmt der Leser beruhigt zur Kenntnis, dass "so wie die europĂ€ische Kultur seit den Griechen (...) ĂŒber die Natur und den Menschen nachgedacht hat, dĂŒrfen die anderen Kulturen ebenfalls vorgehen." Bei der gegen einige der behandelten Autoren (zum Beispiel Wittgenstein, Adorno) im schulmeisterlichen Tonfall vorgetragenen, aber stets unberechtigten Kritik, will man sich danach gar nicht mehr aufhalten. Zweifellos ist es nicht einfach, auf noch nicht einmal 400 Seiten mehr als 2000 Jahre Philosophiegeschichte darzustellen, und mir liegt es fern zu behaupten, dass ich es besser könnte: Alle wichtigen Autoren wurden berĂŒcksichtigt, die jedes Kapitel abschlieĂenden Literaturempfehlungen sind hilfreich. Es wĂ€re daher auch kleinkariert, Ungenauigkeiten im Detail anzuprangern. Gerade weil der Band aber von seiner Aufmachung her so ansprechend geraten ist, hĂ€tte man sich ein wenig mehr Sorgfalt und Format bei der sprachlichen Darstellung gewĂŒnscht. So bleibt ein zwiespĂ€ltiger Eindruck: Ein reich bebildertes, sehr schön aufgemachtes Buch, das fĂŒr seinen sprachlichen Teil einen guten Lektor verdient hĂ€tte. --Jens Kertscher Quelle:
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