"Wo steht die Kunst heute?" Seit 1955 versucht die documenta immer wieder diese Frage ihres Mitbegründers Arnold Bode neu zu beantworten. Zunächst im Turnus von vier, später alle fünf Jahre findet die bedeutende Ausstellung internationaler Gegenwartskunst in Kassel statt, im Jahr 2002 zum elften Mal. documenta. Die Überschau bietet eine Einführung und einen detaillierten Überblick zu allen bisherigen Ausstellungen sowie zur elften Exposition. Harald Kimpel schildert die Entwicklung der documenta mit ihren Konzepten, Personen und Inszenierungen in übersichtlichen Texten und illustriert diese mit zahlreichen Schwarz-weiß- und Farbabbildungen. Gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Werner Haftmann initiierte der in Kassel geborene Künstler, Architekt und Designer Arnold Bode 1955 die erste documenta im Museum Fridericianum und zeigte vorwiegend Kunstwerke, welche von der nationalsozialistischen Diktatur verboten worden waren. Das Leitungsduo führte die documenta in den Jahren 1959 und 1964 zu einer in der Kunstwelt anerkannten Einrichtung. 1968 wurde die Kunstschau von Protesten der Studentenbewegung begleitet und bereits bei der Pressekonferenz zur Eröffnung von ungeladenen Künstlern durch eine "Honig-Aktion" attackiert. Die Bildmedien Fotografie, Film und Video werden in den Ausstellungen der 1970er-Jahre zur Kunst erhoben, bevor 1982 der künstlerische Leiter Rudi Fuchs mit einer "Musealisierung" der documenta wieder deutlicher die bildenden Künste Malerei und Bildhauerei hervorhebt. Nach einem zweiten Gastspiel des Kunsthistorikers Manfred Schneckenburger, der als Gestalter der documenta VIII die "historische und gesellschaftliche Dimension der Kunst" darstellen wollte, erlebt die documenta bei ihrer neunten Ausgabe mit 600.000 Besuchern einen Erfolg, der vor allem der Selbstinzenierung des charismatischen Machers Jan Hoet zugesprochen wird. Die zehnte und letzte documenta des 20. Jahrhunderts wurde erstmals von einer Frau entwickelt. Die Französin Catherine David verfolgte in ihrem Konzept eine kritische Auseinandersetzung der Kunst mit gesellschaftspolitischen Ereignissen und Prozessen der Gegenwart. Der Publikation gelingt es nicht nur, die vielfältige Entwicklung des Konzepts der documenta aufzuzeigen, sondern auch auf die kommende Darstellung zeitgenössischer Kunst im Zeitalter der Globalisierung unter der künstlerischen Leitung des Nigerianers Okwui Enwzor neugierig zu machen. --Stefan Meyer Quelle:
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