Es ist ein heutzutage immer noch gern zitierter Gemeinplatz, dass Kunst von Können komme -- auch wenn die Ideen-Kunst des 20. Jahrhunderts mit ihren Ready Mades (Duchamp), industriellen Produktionsverfahren (Warhol) oder bei Madonnenschnitzern in Oberammergau in Auftrag gegebenen Plastiken (Koons) diesen Satz immer wieder infrage stellte. Dennoch wird Einigkeit über die Feststellung bestehen, dass ein Standardwerk über die gesamte Kunstgeschichte von der griechischen Skulptur im ersten Jahrtausend vor Christus bis hinein in unsere Tage unbedingt von Könnern gemacht werden müsse. Ebendies ist mit der Dumont Geschichte der Kunst gelungen. Informativ und -- vor allem, wie man es bei einer Publikation dieser Art erwartet -- reichhaltig illustriert führt der Band durch die künstlerischen Leistungen von Rom und Griechenland, erläutert das Verhältnis von Kunst, Kirche und Staat im Mittelalter und veranschaulicht die Entwicklung bis hin zur Moderne und (wenn auch zaghafter) zur Postmoderne. Überblicksartikel gewähren einen leichten Erstzugang, 350 Bilddoppelseiten widmen sich speziellen Einzelthemen, 2.000 Stichwörter und Verweise geben vernetzte Zusatzinformationen. Zusammenhänge zwischen Kultur, Religion und Gesellschaft werden so allgemein verständlich gemacht. Mit dem Kunstgeschichtsprofessor Martin Kemp (Der Blick hinter die Bilder) konnte ein kompetenter Kenner verschiedenster Epochen gewonnen werden, der die einzelnen Beiträge seines internationalen Fachgremiums (darunter Koryphäen wie Willibald Sauerländer, Pierre Rosenberg oder Salvatore Setis) klug zu bündeln wusste. So ist die Dumont Geschichte der Kunst ein Buch von Könnern über die Könner der bildenden Kunst geworden. Der Versuch, Kunstgeschichte für ein breites Publikum aufzubereiten, ist hier bestens geglückt. --Thomas Köster Quelle:
|