FĂŒr das âgrausigâ im Titel des neunten Bands aus der âReihe betrĂŒblicher Ereignisseâ hat der Ich-ErzĂ€hler, der durch die Trennung von Beatrice, wie wir durch Anspielungen erfahren, wahrlich selbst genug Schreckliches hat durchmachen mĂŒssen, eine ebenso plausible wie grĂ€usliche ErklĂ€rung. âDas Wort âgrausigâ im Titel dieses Buches bedeutet hier so viel wie âFleisch fressendâ,und wenn du dieses blutrĂŒnstige Wort schon im Titel gelesen hast, besteht kein Grund dafĂŒr, weiter zu lesen.â NatĂŒrlich liest man trotzdem weiter -- immerhin ist Der grausige Jahrmarkt ebenso blendend und gruselig-komisch geschrieben wie die BĂ€nde davor. Diesmal erwarten die Waisen Violet, Sunny und Klaus Baudelaire zweiköpfige Monster, eine ausgehungerte Löwenmeute und das Wolfskind Chabo. Miss Elend ist ebenso wieder dabei wie der allgegenwĂ€rtige Graf Olaf, der erste Oheim der Kinder, der ihnen aus Geldgier wie immer nach dem Leben trachtet. Wer von diesen Figuren schlieĂlich den Löwen vorgeworfen wird (oder auch nicht), wird nicht verraten. Sind Der schreckliche Anfang, Das Haus der Schlangen, Der Seufzersee, Die unheimliche MĂŒhle, Die Schule des Schreckens, Die dunkle Allee, Das dĂŒstere Dorf, Das schaurige Spital oder eben jetzt Der grausige Jahrmarkt wirklich Kinder- bzw. JugendbĂŒcher? Oder gehören sie nicht vielmehr zu der groĂen grauen Zahl von Literatur fĂŒr Erwachsene, die hinter dem DeckmĂ€ntelchen einer naiven Sprache einer ĂŒberaus dĂŒsteren Weltsicht frönt? Wahrscheinlich ist doch eher letzteres der Fall. Denn seinen Kindern möchte man Snickets herrlich verrĂŒckte, phantasievolle und in der besten Tradition von Schwarzer Romantik und Surrealismus bis hin zu Roald Dahl oder Edward Gorey stehende BĂŒcher auf keinen Fall in die unschuldigen HĂ€nde drĂŒcken. Zum einen, weil sie lieber so harmlose BĂŒcher wie âDas winzigste Elfleinâ lesen sollen (das in Band 8 eine gewisse Rolle spielt). Und zum anderen, weil man Snickets ErzĂ€hlkunststĂŒcke gar nicht hergeben will. --Stefan Kellerer Quelle:
|