Seit einigen Jahren schon sind Romane erfolgreich, in denen verschwundene Bücher oder geheimnisvolle Manuskripte im Mittelpunkt stehen. In diese Kategorie gehört auch Nicole Krauss’ zweiter Roman, auch wenn die New Yorker Jungautorin sicher literarischer als andere mit diesem Topos umgeht. Die Geschichte der Liebe ist der Titel eines Manuskripts, das Leo Gursky in seiner polnischen Heimat vor dem 2. Weltkrieg schrieb -- als Zeichen seiner Zuneigung für seine große Liebe. Doch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs wurden die Liebenden getrennt, das Buch ging verloren. Heute ist Leo achtzig und krank, er lebt in New York und will eigentlich nur noch sterben. Aber das verloren geglaubte Manuskript kommt wieder in seine Hände, als in Südamerika auf Spanisch erschienenes Buch. Die zweite Hauptfigur ist Halbwaise Alma, die nach der Geschichte der Liebe benannt ist, dem Lieblingsbuch ihres gestorbenen Vaters. Alma macht sich auf die Suche nach dem unbekannten Autor. Frappante Ähnlichkeit hat Die Geschichte der Liebe mit dem neuen Roman von Krauss’ Ehemann Jonathan Safran Foer: Zwei Kinder leiden unter dem Tod des Vaters und begeben sich auf eine scheinbar aussichtslose Suche. Das so erfolgreiche Schriftstellerehepaar hat leider auch einen Hang zum Gefühlskitsch, der manche Passagen schwer erträglich macht. Die beiden können aber zweifellos sehr gut erzählen, wenn auch unter Zuhilfenahme sehr gewagter Konstruktionen. Die Sensation dieses Hörbuchs ist aber eindeutig die Interpretation Dieter Manns. Dem erfahrenen Sprecher und Schauspieler gelingt es mühelos, den lebensmüden Leo Gursky genauso überzeugend eine Stimme zu geben wie dem Mädchen Alma. Das ist großartig und absolut hörenswert -- und tröstet über die unbestreitbaren Schwächen des Romans hinweg. --Christian Stahl Spieldauer: ca. 574 Minuten, 8 CDs, ungekürzte Lesung Quelle:
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