"Irgendwie ist zwischen uns das Feuer ausgegangen", sagt Elisabeth, seit zwei Jahren verheiratet mit Philip. Ein dreitägiger Trip nach Lissabon soll für die beiden frischen Schwung bringen, wird aber eher zu einer einfühlsam skizzierten Reise ins eigene Ich, in die Vergangenheit. Entfremdung und Distanz kommen dabei ebenso schnell auf wie Sehnsucht und schmerzliche Erinnerungen an alte Zeiten. Irgendwie ist sie erwachsen geworden und ihre Romanfiguren mit ihr: Alexa Hennig von Lange, der sympathische Lockenkopf aus Hannover, hat ein angenehm ausgereiftes Buch geschrieben über eine nicht unkomplizierte Beziehungskiste. Dieser Philip, er ist eine blasse Figur, leidenschaftslos, manchmal etwas „grobmotorisch“, Kinder will er auf keinen Fall. Elisabeth, ganz das Gegenteil, sehnt sich nach Mutterschaft, träumt nach Drogenerfahrung von heiler Welt und alter Liebe. „Für mich gäbe es nichts Schöneres, als das, was ich bin zu reproduzieren.“ Ein vorprogrammierter Konflikt zwischen den beiden, der aber auch eine Vorgeschichte hat. „Ich bin eine Projektion, die keine Spuren hinterlässt.“ sagt Elisabeth wenig überzeugt von sich und nur wie ein Schattenwesen nimmt Philip sie wahr; dies wird wunderbar deutlich in mageren und nur aufs Wesentliche reduzierten Dialogen. Man spricht, aber redet nicht miteinander. Der sehr überzeugende und tiefgehende Roman, geschrieben in der Ich-Form aus Sicht Elisabeths, enthüllt eine intime Gedankenwelt und die verletzliche Seele einer jungen Frau, die sich nichts mehr wünscht, als von ihrem Mann geliebt und verstanden zu werden. Je deutlicher sich das Desinteresse ihres Mannes allerdings heraus kristallisiert, desto intensiver flüchtet sie in Tagträume, in ihre Vergangenheit. „Es ist fast wie ein Zwang: Vergangenes in Gedanken zu wiederholen.“ Ein höchst gelungenes Porträt einer Beziehung, in dem sich mehrere Dimensionen harmonisch ineinander fügen: Gegenwart und Vergangenheit, manchmal wechseln sie sich von einem zum anderen Satz ab, alte und jetzige Beziehung, persönliche Wünsche, Vorstellungen und Hoffnungen. „Mein Kopf ist voll von unsortierten Bildern, zusammengeklebt von einander bekämpfenden Gefühlen.“ Und auch Ängste hat Elisabeth, vor Erdbeben, Kriegen, Katastrophen und Flugzeugabstürzen. „Lohnt doch nicht, das Leben wegen ein bisschen Portugal zu gefährden.“ --Barbara Wegmann Quelle:
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