Der zentrale Raum des Deutschen Pavillons ist fast leer. Nur am Boden liegt ein irritierendes, sieben Meter langes, dunkles Gitterrost, das sorgsam in den Marmor des Bodens eingelassen ist und einen undefinierbar tiefen Schacht erahnen lässt. Dann ertönt, gepaart mit einem Luftschwall von unten, das vertraute Geräusch eines Zugs aus der Tiefe; nach wenigen Sekunden ist der Spuk wieder vorbei. Die Installation in Venedig wirkt wie das gedankliche Mausoleum eines der bedeutendsten und eigenwilligsten Künstler der deutschen Gegenwart, das sich hier wie selbstverständlich in das kalte Weiß der entkernten Mitte des neoklassizistisch-hierarchischen Baus gefügt hat: Martin Kippenberger hat es in den 1990er-Jahren ersonnen, und es markiert seine auf zahlreichen Skizzen festgehaltene Idee einer weltumspannenden U-Bahn-Vernetzung, die er "Metro-Net World Connection" nannte. Flankiert wird Kippenbergers globale Fantasie von den menschenleeren, absolut ruhig austarierten Interieur-Fotografien von Candida Höfer, die ganz reale, aber historisch und zeitlich nicht fassbare öffentliche Räume zeigen: Büros und Museen, überladene Paläste und spartanische Garagen, Kirchen und Restaurants, Archive und Lobbys hat Höfer in kalter Manier abgelichtet, und in Venedig wirkt dieser Querschnitt durch ihr Gesamtwerk nicht zuletzt auch wie ein Kommentar zu Kippenbergers Unterminierung des urbanen Terrains. Das kann nun sogar der erfahren, der nicht nach Venedig reisen kann. Denn der schmale, aber glänzend gedruckte Band Candida Höfer. Venedig 2003. Martin Kippenberger ist wie die Ausstellung im Deutschen Pavillon arrangiert. Und wenn man die typisch kunstwissenschaftliche Jargon-Überfrachtung des Vorworts von Julien Heyen zu überlesen versteht, erfährt man einiges Wissenswertes über Höfer, Kippenberger und ihre Kunst. --Thomas Köster Quelle:
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