Im Herbst werden die Toten zu Grabe getragen in Klein-Roda, zumindest die, die Dreck am Stecken haben. Der Aussteiger Paul Bremer kann ein Lied davon singen, als er mit einem Rosenstock in der einen Hand und einem Spaten in der anderen zum Grab marschiert. Früher lag da eine, "über deren Unglück die Älteren im Dorf noch immer bewegt erzählen konnten" -- nun ist hier jemand zur letzten Ruhe gebettet, den man früher wohl außerhalb der Kirchhofmauern begraben hätte. Aber: "Irgendeiner muss sich ja kümmern", hat Bremer zu Marianne gesagt, die schon gespottet hatte. Gekümmert hat sich Bremer schon damals, im Winter, als der Fall begann. Damals war Klein-Roda ganz unter einer beschaulichen Schneedecke versunken gewesen, und auf den Straßen des Örtchens stritten sich die Leute mit ihren Schneeschaufeln über den rechten Umgang mit den Naturgewalten. Aber der Schnee verbirgt vor allem einen berühmten Kriegsreporter, der ermordet auf der Schotterstraße liegt. Ein neuer Fall für Bremer und Staatsanwältin Karen Stark, der gelöst zu sein scheint, bevor er überhaupt beginnt. Denn es gibt ein Geständnis, das allerdings in der Hauptverhandlung deutlich hörbar platzt. Wie so vieles diente auch diese Selbstbezichtigung offenbar dem Versuch, die Wahrheit möglichst lange zu verbergen. Schneesterben ist der fünfte Roman Chaplets mit Stark und Bremer -- und es ist zugleich ihr bester. Für Nichts als die Wahrheit erhielt die Autorin den deutschen Krimi-Preis, für Die Fotografin den Radio-Bremen-Krimipreis. Für Schneesterben hat sie jede Auszeichnung verdient. --Stefan Kellerer Quelle:
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