Sie sind die Boten Gottes, Mittler zwischen Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits. Engel, diese fantastischen Gestalten aus Licht, sind kaum greifbar, obwohl der Mensch seit Jahrhunderten versucht, sich ein Bild von ihnen zu machen. Die Fotografin Isolde Ohlbaum, renommiert vor allem durch ihre Literatenporträts, hat sich auf Friedhöfen und in Parks europäischer Großstädte von dem Zauber kunstvoller Engel-Skulpturen inspirieren lassen und einen wundervollen Bildband -- angereichert mit kurzen Texten von Autoren wie Baudelaire, Lasker-Schüler oder Rilke -- zusammengestellt. Frieden und Poesie strahlen die Fotos aus, auf denen Engel in anmutigen Posen ruhen, Abbilder von Glaube, Liebe, Hoffnung, die in die Ewigkeit weisen. Zwischen Licht und Schatten hat die Fotografin die Skulpturen gesetzt, die sich manchmal fast aufzulösen scheinen im milden Strahl der Sonne, deren Konturen unscharf werden, verwischen, abzugleiten scheinen in eine andere Sphäre und die ahnen lassen, dass Engel aus einer anderen Welt als der unseren kommen -- und aus einer anderen Zeit. Der Stein, aus dem die Engel sind, hat Moos angesetzt, Flechten, die hellen Marmor ergrauen lassen an den lichtabgewandten Stellen und so zusätzliche Plastizität schaffen. Wer Isolde Ohlbaums Engeln nachspüren will, wird sie vielleicht vergeblich suchen. Das Geheimnisvolle der Engel, die Vieldeutigkeit, die Unmöglichkeit, sie wirklich fassen zu können, das alles macht für die Fotografin den Zauber dieser Wesen aus. Vielleicht belässt sie deshalb auch die genauen Plätze im Dunkeln und hebt ihre Engel so in einen Schwebezustand, der Raum lässt für Träume und eigene Entdeckungen. --Lilli Belek Quelle:
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