Eigentlich könnte Arthur Raven das Schicksal seines neuen Mandanten völlig egal sein, als er neben seiner jungen Kollegin Pamela Towns in seiner neuen Limousine zum Staatsgefängnis in Rudyard an Maisfeldern und Äckern vorüberrauscht. Immerhin hat sich der Anwalt den Fall nicht selbst ausgesucht, sondern ist vom Bundesverwaltungsgericht dazu verdonnert worden. Er soll sicherstellen, "dass es nach zehn Jahren, in denen sämtliche Rechtsmittel ausgeschöpft worden waren, keine berechtigten Einwände mehr gab, die Rommy Gandolphs Leben hätten retten können. Es gehörte nicht zu seinem Job, sich Gedanken zu machen." Aber Arthur Raven macht sich Gedanken. Nicht, dass ihm der vermeintliche Massenmörder besonders sympathisch wäre. Drei Menschen soll Rommy "Squirrel" Gandolph am 4. Juli 1991 erschossen und ihre Leichen im Kühlraum eines Restaurants zurückgelassen haben -- und der ganzen Welt "außer dem Daily Planet" hat er die Tat auch schon gestanden. Der Fall scheint also aussichtslos, aber Raven plagen Zweifel. Personifiziert in der attraktiven Pamela, und provoziert durch ein einziges Telefonat, in dem Gandolph seine Unschuld doch noch beteuert hat. Mit den Worten "Ich hab nie einen umgebracht" endet auch der Brief, den der Todeskandidat kurz vor seiner Hinrichtung an seine Richter richtet. Ist der Fall doch nicht so eindeutig, wie alle vermuten? Und lähmt das Gift der Gewissheit die Suche nach der Wahrheit allzu sehr? In gewohnt spannender Manier erzählt der US-amerikanische Bestseller-Autor und Gegner der Todesstrafe Scott Turow von den Zweifeln am vermeintlich Faktischen und stellt damit auch unsere Vorstellung von Justiz und Gerechtigkeit in Frage. Ein Buch mit Botschaft, die aber dem atemberaubenden Plot nirgendwo im Wege steht. --Thomas Köster Quelle:
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