Jürg Häusermanns Buch wendet sich "an Journalistinnen und Journalisten, die sich mit der Sprache auseinandersetzen wollen." Es will zeigen, "was es bringt, über den Sprachgebrauch zu reflektieren." Und, bringt es etwas? Eine ganze Menge. Vor allem unzählige Beispiele aus der alltäglichen journalistischen Praxis. Beispiele, die analysiert und -- wo nötig -- korrigiert bzw. mittels positiver Gegenbeispiele kommentiert werden. Aufgrund dieses eindeutigen Schwerpunktes auf der Empirie braucht Häusermann sich nicht allzu sehr auf die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lehrmeinungen einzulassen -- etwa bezüglich der Frage, ob man eine Nachricht mit einem Zitat anfangen darf, wie eine gute Überschrift auszusehen hat, was man bei einer Bildunterschrift zu beachten hat -- kurz: was eigentlich einen guten Text ausmacht. Jeder, der Tag für Tag Texte, Überschriften, Bildunterschriften, "Teaser" oder "Leads" schreiben muss, weiß aus leidvoller Erfahrung, dass es nicht immer gelingt, die Leitsätze und Regeln, die man in der Ausbildung gelernt hat, auch tatsächlich zu beherzigen. Oft fehlt die Zeit und man muss in letzter Sekunde etwas zusammenschustern -- oder man hat schlichtweg einen schlechten Tag (meistens Montag). Journalistisch texten ist so angelegt, dass man es auch in der alltäglichen Praxis gerne zur Hand nimmt -- eben wie ein Handbuch. Häusermann, der an der Universität Tübingen Medienanalyse und Medienpraxis lehrt, teilt sein Buch in fünf Kapitel ein. Ausgehend von der Frage, was eigentlich journalistisches Schreiben ausmacht, über die adäquate Auseinandersetzung mit "Fremder Rede" bis hin zur Frage, wie man den Adressaten "Zeitungsleser" zum Lesen motiviert, schlägt er einen Bogen zu der Problematik, wie man eigene und fremde Texte konstruktiv beurteilt. So sehr Häusermann die Kritik der Form journalistischer Texte in den Vordergrund seines Buches stellt, so unmissverständlich formuliert er auch sein Kredo: "Ein Text darf formal misslungen und inhaltlich tadellos sein, aber nicht formal brillant und inhaltlich fragwürdig." Genau das unterscheidet ihn nämlich von einem literarischen Text. --Axel Henrici Quelle:
|