Stretchlimousine in Gronau! Wer sich da mit Mutter Hermine durch die Gassen seiner Heimatstadt kutschieren lieĂ wie ein aus dem Exil zurĂŒckgekehrter PrĂ€sident, war kein geringerer als Udo L., in der Tasche den ersten Scheck seiner Plattenfirma. Daumen im Wind war zwar nicht der groĂe Durchbruch, das allgemeine Urteil jedoch (keine Stimme, schrĂ€ger Vogel, aber authentisch) hatte ihn richtungsmĂ€Ăig bestĂ€rkt. Mit Andrea Doria war es dann so weit. Was kaum vorstellbar schien -- deutscher Gesang, ohne dass man sich vor Peinlichkeit krĂŒmmte. Das PhĂ€nomen Udo L. war geboren. Bitte einzutreten ins noble Hamburger Hotel Atlantik. Hier, genauer, vorwiegend unten an der Bar, logiert der Dauergast. Der Godfather des Deutschrock plaudert aus dem NĂ€hkĂ€stchen. Bruder Erich gebĂŒhrt die Ehre, den PrĂ€sidenten auf die Schiene gehoben zu haben, als er den stillen ElfjĂ€hrigen aus seinem "Onanierzimmer" in eine Dixielandband nötigte. Aus Klein-Udo wurde ein veritabler Drummer. Wer ahnt z. B., dass unser Mann in Klaus Doldingers Tatort-Titelmelodie den nicht unkomplizierten Rhythmus vorantrieb? Doch zu dieser Zeit winkte bereits "Onkel Pö", das damalige Herzzentrum des Deutschrock. Der Rest ist (nicht nur) Rockgeschichte, erzĂ€hlt im vertraut-amĂŒsanten Nuscheljargon. "Rudi Ratlos", "Elli Pyrelli", "Gene Galaxo", skurrile Udo-Kopfgeburten marschieren noch einmal auf. Die Legende des Hutes wird gelĂŒftet, der Lederjacken- und Schalmeientausch des etwas anderen DDR-Botschafters mit Honecker ist natĂŒrlich ebenso Thema wie Udos Kampfansage gegen die "braune Pest" Anfang der 1990er-Jahre, Alkoholexzesse, Herzinfarkt und KrĂ€uterzigarette. GenĂŒsslich widmet sich der notorische Eheverweigerer und Freigeist seinen amourösen FingerĂŒbungen, in deren Verlauf der unbedarfte Leser einiges aus der heftigen, aber kurzlebigen Liaison mit Nena, einer Sternenkollison der besonderen Art, erfahren darf. Lindenberg-Land, eine seltsamer, höchst eigener Eierlikörchen- und Schampus-Kosmos. AnfĂ€lle von Zaghaftigkeit haben Deutschlands ehemaligen Nummer-eins-Rocker bekanntermaĂen noch nie getrĂŒbt. Nur gelegentlich gerĂ€t sein selbstreferenzieller Ton doch ein wenig ins sprachliche Tiefland eines Dieter Bohlen. Doch dem Mann wird verziehen. Er war und bleibt wichtig! Hut ab! Ey, Alter, jetzt aber locker bleiben. --Ravi Unger Quelle:
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