„Irgendwann in deinem Leben wirst du vielleicht ein Buch lesen, und dir wird auffallen, dass man oft gleich beim ersten Satz weiß, worum es in der Geschichte geht“, eröffnet der Erzähler von Die unheimliche Mühle, dem vierten Band der grandiosen Reihe betrüblicher Ereignisse, seine eigene Story: nicht ohne an Hand von drei, vier Beispielsätzen seine These zu untermauern. „Dieses Buch jedoch beginnt mit dem Satz ‚Die Baudelaire-Waisen schauten aus dem verschmierten Zugfenster, und während sie in den unheimlich schwarzen Finsterwald starrten, fragen sie sich, ob ihr Leben sich wohl je zum Besseren wenden würde’“. Dass man da nur bedingt weiß, wie es weitergeht, ist klar. Dieser -- im Übrigen ganz großartige -- Satz taucht tatsächlich nach drei Seiten wieder auf, aber da ist man schon mitten drin in einem weiteren skurrilen Abenteuer rund um Lemony Snickets tragikomische Hauptfiguren, von denen man natürlich nur eines weiß, nämlich, dass ihr Leben sich so schnell nicht verbessern wird. Denn auf den Baudelaire-Waisen liegt ein Fluch, seit man ihnen die Nachricht vom grausamen Tod ihrer (sehr vermögenden) Eltern überbrachte -- und dieser Fluch hat einen Namen: Graf Olaf, der mit seinen Komplizen immer wieder versucht, den unglückseligen Waisen ihr Erbe streitig zu machen. Jetzt verfolgt er sie sogar ins unwirtliche Örtchen Jammerau, wo die Baudelaires in einem Sägewerk arbeiten müssen -- in unmittelbarer Nähe eines Hauses in der Form eines Auges, das auffallende Ähnlichkeit zu einer Tätowierung Graf Olafs hat. Kein Wunder also, dass Klaus, eines der Waisenkinder, nach einem Besuch des Hauses wie hypnotisiert zur Arbeit kommt. Werden die Kinder den Klauen Graf Olafs noch einmal entkommen? Wer düstre, schwarzhumorige Kinderliteratur (auch für Erwachsene) zu schätzen weiß, der wird auch bei Die unheimliche Mühle voll auf seine Kosten kommen. Denn da weiß man tatsächlich bei jedem Satz aufs Neue nicht, was im nächsten an Unglück so passieren wird. Ab 10 Jahren.-- Stefan Kellerer Quelle:
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