Nein, Manolo Blahník macht keine Damenschuhe. Seit 30 Jahren erschafft der Autodidakt und Sohn einer Bananenplantagenbesitzerin von den Kanarischen Inseln Skulpturen für die Füße. Und dies im doppelten Sinn. Denn Fans seiner eigenwilligen High-Heels-Kreationen halten das, was sie in zwei Läden in London und New York exklusiv erstehen können, für echte Kunst, die ewig halten sollte (Madonna etwa findet, ihre „Manolos“ seien „besser als Sex“ -- und würden länger andauern). Zum anderen sind die Schuhe, so federleicht sie oft auch aussehen, etwas schwer im Tragen. „Wie ein Lebewesen sieht der Schuh aus“, sagte der befreundete Fotograf Eric Boman einmal zu Blahník. „Kann man darin laufen?“. Und der Designer antwortete in der ihm eigenen, selbstironischen Art: „Natürlich! Naja, nur nicht so weit.“ Auf 172 Fotografien beweist Boman, das Blahníks Schuhe nicht nur kleine Kunstwerke sind, sondern auch als solche inszeniert werden können -- und das nicht nur bei jenen Modellen, deren wahre Pracht sich auf der Trittfläche entfaltet, also eben dann, wenn sie gerade nicht getragen werden. Da stehen klassisch weiße High-Heels auf Säulensockeln, Kreationen mit klassisch-buntem, barockem Äußeren werden geschickt in historischem Ambiente platziert. Die eher „fruchtig-leichten“, nur aus Schnüren und Natur-Accessoires versehenen Schuhe hängen an Bäumen. Und ein Stiletto mit einer besonders raffinierten, durchsichtigen Halterung aus sanftem Nichts tut einem griechischen Männertorso aus Marmor sichtbar weh. Nur einmal hat Boman vergessen, sich auf angemessene Art und Weise mit Blahníks Kunst auseinander zu setzen: da nämlich, wo ihn die Schmückung des Schuhs offenbar an die Dornenkrone Christi erinnert hat. Den Schuh auf einem Holzkreuz mit eben einer solchen Dornenkrone zu drapieren wirkt geschmacklos. Aber das ist auch der einzige Fauxpas dieses opulenten Bandes, der viel von der Faszination erklärbar macht, die von so etwas simplem wie Schuhen ausgehen kann. --Thomas Köster Quelle:
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