Die Bestsellerautorin Marianne Fredriksson (Hannas Töchter) hat sich mit ihrem Roman Die Jahre mit Jan an ein schwieriges Thema heran gewagt. Auf den ersten Blick sind Jan und Angelika, die beiden Protagonisten des Romans, ein ganz normales, wenn nicht gar klischeehaftes PĂ€rchen: Jan ist erfolgreicher Arzt und ein ĂŒber die Grenzen des Landes hinaus bekannter Genforscher, Angelika ist Krankenschwester in der onkologischen Abteilung eines groĂen Stockholmer Krankenhauses. WĂ€hrend Jan als Naturwissenschaftler an harte Fakten glaubt, verlĂ€sst Angelika sich auf ihre Intuition. Diese Intuition macht Jan bisweilen Angst, weil er sie nicht begreifen oder erklĂ€ren kann. Die Beziehung wird durch die unterschiedlichen Charaktere der beiden auf eine harte Probe gestellt. Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, dass eine der wenigen Gemeinsamkeiten von Jan und Angelika darin besteht, dass beide eine traumatische Kindheit hatten, die sie nun in langen GesprĂ€chen aufarbeiten wollen. Trotz ihrer groĂen VerlustĂ€ngste wollen sie das Wagnis der Ehe eingehen und zueinander finden. Doch Angelika hat ein Geheimnis, das sich Jan nur stĂŒckweise enthĂŒllt. Auf Grund ihrer Kindheitserlebnisse ist sie sehr labil und lebt in der stĂ€ndigen Angst, dass ihre Psychose erneut ausbrechen könnte. Marianne Fredriksson nutzt die langen GesprĂ€che der beiden Protagonisten als Rahmen fĂŒr verschiedene wissenschaftliche Diskurse. Es geht um Krebsforschung, um das menschliche Gehirn, um die Frage nach dem Ort des Bewusstseins, um Psychoanalyse und um ĂŒbersinnliche FĂ€higkeiten. Gleichzeitig sind Jan und Angelika umgeben von Menschen, die sie lieben, und auch sie lieben einander. Dennoch bewegt sich Angelika stĂ€ndig am Rande des Abgrunds. Und so geht es am Ende um die alles entscheidenden Fragen: Hat die Liebe einen höheren Stellenwert als Medizin und Wissenschaft? Kann die Liebe einen Menschen retten? Fredrikssons durchaus kontroverse Antwort auf diese Fragen zeigt, dass sie sich eingehend mit der Thematik rund um psychische Krankheiten beschĂ€ftigt hat. Dies fĂŒhrt dazu, dass der Roman nicht in zuckersĂŒĂen Kitsch abgleitet, sondern vielmehr ob seiner unbequemen Wahrheiten anregenden Diskussionsstoff bietet. --Nathalie Schwering Quelle:
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