Das Buch von Blanche und Marie ist ein wundervolles Buch über die Liebe, oder doch zumindest eins, das über die Suche nach der Liebe erzählen will. Im Mittelpunkt steht unter anderem die nervenkranke Blanche Wittman, die zunächst bei ihrem geliebten Psychiater Charcot an der Pariser Salpétrière ihr Heil sucht. Doch dann stirbt Charcot, auf mysteriöse Weise -- und Blanche wird Assistentin von der französischen Chemikerin und Nobelpreisträgerin Marie Curie. Aber auch Blanche wird krank und zieht ganz zu ihrer neuen Freundin. Sie fängt an, in gelben, schwarzen und roten Notizbüchern (offen und hin und wieder auch zensiert) ein „Fragebuch“ zu verfassen, das nicht zuletzt von den Liebschaften Curies etwa zu Paul Langevin erzählt, aber auch von ihrer eigenen, gefährlichen Leidenschaft. Der schwedische Autor Per Olov Enquist (Der Besuch des Leibarztes, Lewis Reise) hat sich halb-historischen Stoffen verschrieben, und die bewältigt er besser als jeder andere. Hier tut er es einmal mehr mit Hilfe des literarischen Tricks, eine ungefilterte Ich-Perspektive mit der kühl-sachlichen Distanz eines Erzählers zu verknüpfen. Als Das Buch von Blanche und Marie in Schweden erschien, war die heimische Presse begeistert. „Selten habe ich von einem männlichen Autoren ein so liebevolles und ebenbürtiges Frauenporträt gelesen“, lobte etwa die Rezensentin vom Svenska Dagbladet Enquists neuen Roman. Und tatsächlich ist dem Autor wieder ein grandioses Buch über die Suche nach Liebe gelungen: eine Liebe, die scheinbar alles überwinden hilft und ebenso wenig greifbar ist wie die Strahlung, die Curie schließlich entdeckt. „Die Liebe kann man nicht erklären. Aber wer wären wir, wenn wir es nicht versuchten?“, heißt es einmal im Roman. Enquist hat es versucht. Und es ist ihm -- überaus lesbar -- auch ein Stück weit gelungen. --Stefan Kellerer Quelle:
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