Carmen Ávila, die Frau des spießigen Rektors der Universität von Santiago de Chile, ist verschwunden. Je mehr sich die Privatdetektivin Rosa Alvallay mit diesem Fall beschäftigt, desto weniger glaubt sie an eine Entführung. Allem Anschein nach ist Carmen Ávila weggelaufen, und zwar nicht nur vor ihrem Mann, sondern auch vor ihrer eigenen Vergangenheit. Und in dieser Vergangenheit sucht die nicht mehr ganz junge Detektivin nach Spuren der Verschwundenen. Carmen Ávila ist -- Oder war? Lebt sie noch? -- nicht nur eine erfolgreiche Schriftstellerin, sondern auch eine Frau mit Verbindungen zum mexikanischen Widerstand. Ist sie zu ihren ehemaligen Mitstreitern im Kampf um die Freiheit geflohen? Oder haben diese sich ihrer mit Gewalt bemächtigt, um ihre einflussreichen Freunde unter Druck zu setzen? Unsere Señora der Einsamkeit gehört zu den ganz seltenen Exemplaren des harten Frauenkrimis. Allerdings steht hart hier keineswegs für ein Übermaß an Brutalität. Marcela Serrano ist auf eine ruhige, unaufgeregte Art kompromisslos, die eine Sara Paretsky ausgesprochen altbacken erscheinen lässt. Das mag mitunter daran liegen, dass Südamerika im Unterschied zu den USA als Krimischauplatz noch nicht zum Hollywoodklischee erstarrt ist. Aber vielleicht nimmt Serrano ihre Figuren auch einfach so ernst, dass wir ihr Schickal mit Spannung -- und Mitgefühl -- verfolgen. Nicht unerwähnt soll auch die wunderschöne Ausstattung dieses Buches bleiben. Zusätzlich zum schicken Design à la Série Noire gibt es bei dieser Novela Negra einen festen Einband und Fadenheftung -- dem Inhalt angemessen. --Hannes Riffel Quelle:
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