Stefan Kurt agiert nicht nur in TV-Produktionen von Dieter Wedel wie Der Schattenmann oder Die Semmelings. Der Schauspieler widmet sich auch ungewöhnlichen Projekten wie der Lesung von Lemony Snickets Der schlimme Anfang. Mit sonorer Stimme warnt er die Zuhörer gleich zu Beginn, dass sie kein Lustspiel erwartet. Denn die drei Baudelaire-Kinder, um die es geht, ziehen das Unglück beinahe magisch an. Die skurrile Geschichte hat sich übrigens kein Engländer mit dem schon sprichwörtlichen schwarzen Humor, sondern ein Amerikaner ausgedacht. Violet, Sunny und Klaus sind reizend und hübsch, jedoch absolute Unglücksraben. Von einem Augenblick zum anderen werden sie durch den Tod der Eltern aus ihrem bisherigen, behaglichen Leben herausgerissen. Das rußverschmierte, heruntergekommene Haus eines dubiosen Grafen wird das neue Heim der Geschwister, die nichts mehr zu lachen haben. Graf Olaf entpuppt sich seinem Äußeren entsprechend als Widerling, der die drei in ein winziges Zimmer mit einem einzigen Bett pfercht und ihnen die ganze Hausarbeit aufbürdet. Moderne Sklavenhaltung statt Kindererziehung lässt die drei schnell erwachsen und ziemlich clever werden. Sie lassen sich die Butter nicht vom Brot nehmen und fangen an, mit viel Grips und Mut zu kämpfen. Und jedes Kind, das die gruselige Geschichte hört, wird um seine Lebensumstände froh sein. Einmalig ist Stefan Kurt in seinen Rollen als Furcht erregender Graf Olaf oder als kahlköpfiger Laiendarsteller der Theatergruppe. Von Brutalität und Habgier getrieben, versucht der Graf, an das Erbe der Baudelaire-Waisen heranzukommen. Das ganze Stück ist ein schaurig-schönes Verngügen, das Mut zum Widerstand macht und kleine wie große Zuhörer begeistert. Ungekürzte Lesung; Spieldauer: 2 Stunden 49 Minuten; 3 CDs. --Corinna S. Heyn Quelle:
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