"Ich habe kein Geld, keine Zuflucht, keine Hoffnungen. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt", schreibt Henry Miller in Wendekreis des Krebses. 1956, über zwei Jahrzehnte später, kehrte er in Stille Tage in Clichy zu diesem charmanten Existentialismus und seiner Zeit des Pariser Exils zurück. Diesmal allerdings dezenter, weniger ausschweifend als im Wendekreis des Krebses, sowohl was die Sexualität als auch die gedanklichen Exkurse des semiautobiografischen Icherzählers anbelangt. Vielleicht ist Stille Tage in Clichy deshalb eines der ansprechendsten Büchers dieses weltberühmten Autors. Wie der bekannte Filmregisseur Dominik Graf (zuletzt Der Felsen) dazu kam, Henry Miller vorzutragen, verrät das Booklet leider nicht. Dass er eine interessante, angenehme Stimme hat, wissen Filmfans schon seit seinem Dokumentarfilm München -- Geheimnisse einer Stadt, bei dem er den Kommentar aus dem Off spricht. Graf beweist in diesem Hörbuch, dass es nicht unbedingt eine ausgebildete Schauspielerstimme braucht, um einen literarischen Text zum Leben zu erwecken. Mit viel Charme und warmer Stimme bringt er die lebenspralle Geschichte eines Bohemiens aus dem Paris der 1930er-Jahre zu Gehör. --Christian Stahl Ungekürzte Fassung, 3 CDs, ca. 171 Minuten. Quelle:
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